Demenz durch Zahnverlust? Gibt es einen Zusammenhang?
Demenz ist eine unheimliche Krankheit. Beeinträchtigung des Gedächtnisses, des Denkvermögens und weiterer Hirnleistungen, eine insgesamt geringere Fitness und Persönlichkeitsveränderungen – all das kommt uns beim Begriff „Demenz“ in den Sinn. Dem zugrunde liegen über 50 eigenständige Krankheitsformen. Die häufigste von ihnen ist die bekannte Alzheimer-Krankheit.
Was Demenz besonders unheimlich macht: Meist ist sie mit dem Absterben von Nervenzellen im Gehirn verbunden. Dadurch gehen wichtige Verbindungen verloren. Schwinden damit nicht die Verbindungen zum eigenen Ich?
Das Risiko für eine Demenz-Erkrankung steigt mit dem Alter. Zu den begünstigenden Faktoren zählen viele, die bekanntermaßen die allgemeine Gesundheit und Fitness beeinträchtigen können: Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Herzrhythmusstörungen, hoher Cholesterinspiegel, Depressionen, Schädelhirnverletzungen, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und Übergewicht [1].
Noch unheimlicher wird Demenz durch einige weitere Risikofaktoren, deren Bedeutung in jüngster Zeit öfter in den Fokus rückt: Zahnfleischerkrankungen, Zahnverlust, Prothesen – können auch Störungen im Mundbereich für Demenz verantwortlich sein?
Die Zeitschrift Focus titelte: „Es gibt einen überraschenden Risikofaktor für Demenz“ [2], und der Online-Nachrichtendienst des Fernsehsenders RTL meldete dazu: „Schlechte Zähne erhöhen das Demenz-Risiko“ [3]. Dazu zitierten beide eine Studie der Universität von Ostfinnland mit der folgenden Aussage [4]: „Mit jedem verlorenen Zahn erhöht sich das Risiko, an Demenz zu erkranken, um 1,1 Prozent.“ Kürzlich wies das zahnärztliche Nachrichtenportal „dNA – dental News Agency“ auf eine aktuelle Veröffentlichung chinesischer Wissenschaftler hin, die in einer groß angelegten Studie mit über 400.000 (!) Probanden schlussfolgerten [6]: Schlechte Mundgesundheit ist mit einem höheren Risiko für Demenz assoziiert. Das Tragen von Prothesen kann als Indikator für einen schnelleren kognitiven Verfall angesehen werden. Zudem ist es mit Strukturveränderungen in bestimmten Hirnregionen assoziiert.
Daraus ergibt sich automatisch die Frage: Wie stark ist der Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und Gehirn wirklich?
Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und Allgemeingesundheit
Es ist heute in der Fachwelt anerkannt: Mundgesundheit und Allgemeingesundheit beeinflussen sich gegenseitig. Beispielsweise trägt ein schlecht eingestellter Diabetiker ein höheres Risiko für Zahnfleischentzündung. Umgekehrt kann sich eine Zahnfleischentzündung negativ auf eine Diabeteserkrankung auswirken.
Generell kann sich eine Entzündung in Körperregion A auf Körperregion B auswirken. Dies trifft insbesondere auf Munderkrankungen zu. So können beispielsweise Bakterien aus dem Mund in den Blutkreislauf gelangen und dann an anderer Stelle Entzündungen entfachen oder verschlimmern.
Schwere Zahnfleischentzündungen (Parodontitis), die sich zwar durch stringente Therapie- und Prophylaxemaßnahmen stoppen, aber kaum ausheilen lassen, stehen mit verschiedenen Allgemeinerkrankungen in Wechselbeziehung. Zu diesen gehören Diabetes mellitus (Typ-I-Diabetes), Osteoporose, Rheuma (genauer: rheumatoide Arthritis), chronische Atemwegserkrankungen, Herzinfarkt und Schlaganfall, Schwangerschaftskomplikationen und – nach neuesten wissenschaftlichen Übersichtsartikeln – auch Demenz.Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und Demenz
Wie im Allgemeinen Mundgesundheit mit der Gesundheit und Fitness des gesamten Körpers zusammenhängt, so auch im Speziellen mit dem Gehirn. Ein Beispiel stellt die Beziehung zwischen einer schweren Zahnfleischentzündung (Parodontitis) und einem Schlaganfall, d. h. einem plötzlichen Ausfall einer neurologischen Funktion im Gehirn, entweder infolge einer Durchblutungsstörung oder infolge einer Gehirnblutung, dar.
Damit wird plausibel, dass auch andere Erkrankungen des Gehirns mit Parodontitis in Zusammenhang stehen könnten, insbesondere Demenz. So hat aktuell eine groß angelegte und hochrangig veröffentlichte sogenannte Kohortenstudie schlechte Mundgesundheit explizit mit einem höheren Demenz-Risiko in Verbindung gebracht und zudem interessante Zusammenhänge, etwa zwischen dem Tragen von Zahnprothesen und Gehirnstrukturen, aufgezeigt [6].
Sowohl die finnische als auch die chinesische Übersichtsarbeit haben aus ihren jeweiligen Einzelstudien außerordentlich präzise Aussagen über das Verhältnis von Mundgesundheit und Demenz abgeleitet und mit eindrucksvollen Zahlen unterlegt; und eine japanische Studie steuert die „magische Zahl“ 20 bei: Mit weniger Zähnen steigt das Risiko deutlich [8] (Tab. 1).
Tab. 1: Zahlen und Fakten zum Thema „Mundgesundheit und Demenz“
prominente Zahl | Erläuterung |
425.183 | So viele Probanden haben chinesische Wissenschaftler in ihre aktuelle Studienübersicht miteinbezogen. Quelle war die UK Biobank. |
47 | So viele Studien haben die chinesischen Wissenschaftler miteinbezogen – Ergebnisse:
• Schmerzendes Zahnfleisch und Zahnschmerzen sowie auch das Tragen von Prothesen sind mit einem erhöhten Risiko für Demenz assoziiert. • Es besteht eine Verbindung zwischen dem Tragen von Prothesen und einem schnelleren kognitiven Verfall, unter anderem: längere Reaktionszeiten und schlechteres Zahlengedächtnis. • Probanden mit Prothesen weisen kleinere Oberflächenareale in verschiedenen Hirnregionen auf – genauer: in bestimmten Bereichen des Scheitel- und des Schläfenlappens. |
1,7 Mio. | So viele Demenzkranke gibt es zurzeit in Deutschland. |
1,1 % | Um so viel Prozent erhöht sich das Demenz-Risiko mit jedem verlorenen Zahn. |
1,48 | Um diesen Faktor höher ist für Erwachsene, die an Zahnausfall leiden, gegenüber Vergleichspersonen ohne Zahnausfall das Risiko für kognitive Krankheiten. |
1,28 | Um diesen Faktor höher ist für Erwachsene, die an Zahnausfall leiden, gegenüber Vergleichspersonen ohne Zahnausfall das Risiko für Demenz. |
23 % | Um so viel Prozent ist die Wahrscheinlichkeit eines geistigen Abbaus bei Menschen mit schlechten Zähnen oder mangelhafter Mundgesundheit erhöht. |
21 % | Um so viel Prozent ist die Wahrscheinlichkeit einer Demenz-Erkrankung bei Menschen mit schlechten Zähnen oder mangelhafter Mundgesundheit erhöht. |
20 | Weniger Zähne erhöhen das Risiko für eine Demenz-Erkrankung um 60 bis 80 Prozent bei über 60-Jährigen im Vergleich zu Gleichaltrigen, die noch mehr als 20 Zähne besitzen. Dies hat eine im Jahr 2017 veröffentlichte Studie mit 1566 Teilnehmern in Japan ergeben (Kyushu University, Fukuoka). |
Ein interessantes Detail: Zwar gilt das Tragen von Prothesen einerseits als Prädikator für kognitiven Verfall. Andererseits scheint es im Falle fehlender Zähne angeraten zu sein, diese durch eine geeignete Therapie zu ersetzen. Denn Zahnersatz wirkt sich offenbar förderlich auf die kognitive Gesundheit aus.
Das Zahnverlustrisiko bei Demenz
Es versteht sich von selbst, dass bei kognitiven Beeinträchtigungen von Patienten auch deren Verständnis für Körperpflege im Allgemeinen und Mundhygiene im Besonderen nachlässt. Dabei ist sie gerade bei ebendiesen Patienten besonders wichtig. Denn eine gute Mundhygiene begünstigt eine gesunde Ernährung und senkt das Risiko für ein Übergreifen von Entzündungserregern aus dem Mund auf andere Körperareale, insbesondere auf das Gehirn. Darum ist Mundhygiene stets auch „prophylaktische Hirnhygiene“. Andernfalls bestünde ein Risiko für die Schädigung von neurologischen Funktionen, von Blutgefäßen und schließlich des gesamten neuronalen Netzwerks.
Hinzu kommen die naheliegenden Gründe: Ein nachlassendes Verständnis für Körperpflege und Mundhygiene erhöht tendenziell das Risiko für Erkrankungen wie Zahnfleischentzündungen (Gingivitis oder, in der schweren Form mit Schädigung des Zahnhalteapparats, Parodontitis), Entzündung der Zunge (Glossitis), Entzündung der Mundschleimhaut (Stomatitis), Pilzbefall der Mundschleimhaut (Mundsoor), Einrisse an Mund- und/oder Nasenwinkel bzw. auf der Zunge (Rhagaden). Die entzündlichen Erkrankungen, insbesondere Parodontitis, stellen bei nicht-adäquater Therapie und Prophylaxe ein Risiko für Zahnverlust dar. Ganz abgesehen von diesen medizinischen Aspekten wirkt sich eine adäquate Mundhygiene bei kognitiv beeinträchtigten Patienten, genau wie bei kognitiv unbeeinträchtigten Patienten, positiv auf Gesundheit und Fitness sowie auf das allgemeine Wohlbefinden aus [9].
Spezielle Mundhygiene für Demenzkranke
Demente Patienten bedürfen, wie jeder, einer adäquaten Mundpflege mit den bekannten Hilfsmitteln: Zahnbürste, Zahnpasta, Zahnseide oder Alternativen für die Zahnzwischenraumreinigung, Mundspülung, Zungenschaber. Die Anforderungen und die Einzelmaßnahmen sind beim demenzkranken älteren Patienten nicht wesentlich anders als beim gesunden Mittdreißiger – mit einigen wenigen Besonderheiten.
Bei der Reinigung in den Zahnzwischenräumen hängt die Wahl tendenziell noch stärker davon ab, womit der Patient am besten zurechtkommt bzw. bei welchem Produkt er die Hilfe eines Angehörigen oder Pflegers am besten annehmen kann. Außer Zahnseide empfehlen sich Interdentalbürsten oder „Zahnhölzchen aus Kunststoff“ (sog. Dental Picks). Einem Minimax-Prinzip folgen Zahnpasta- und Mundspülungs-Konzentrate – wenig einsetzen, viel bewirken. Auch hier kommt es vor allem auf die Akzeptanz durch die Patienten an. Übrigens bevorzugen für die Zungenreinigung viele einen Zungenschaber gegenüber einer Zahnbürste.
Soweit ein Patient noch über die nötige Fitness verfügt, sollte er seine häusliche Mundpflege selbst in die Hand nehmen. Wo das nicht mehr funktioniert (auch nicht unter Anleitung), übernehmen Angehörige und Pfleger. Geduld stellt dabei die entscheidende Voraussetzung dar. Darüber hinaus ist die Mundhygiene zu Hause durch professionelle Maßnahmen eines zahnärztlichen Prophylaxe-Teams zu unterstützen. Jeder Erfolg kann sich über den Mundraum hinaus positiv auf den Krankheitsverlauf der Demenz auswirken.
Das Demenz-Risiko bei Zahnverlust
Mit einer groß angelegten chinesischen Kohortenstudie mit über 400.000 Probanden, veröffentlicht im Journal of Alzheimer’s Disease, ist es jetzt „amtlich“: Schlechte Mundgesundheit steht mit einem höheren Demenz-Risiko in Verbindung. Darüber hinaus gibt es Zusammenhänge zwischen dem Tragen von Prothesen und Gehirnstrukturen. Die Wissenschaftler griffen bei ihrer Arbeit auf Daten von insgesamt 425.183 Probanden aus der UK Biobank zurück, bei denen zu Studienbeginn keine Demenz vorlag.
Bei der UK Biobank handelt es sich um eine große biomedizinische Datenbank mit Sitz in Adswood bei Stockport, Cheshire (England). Sie steht ausgewählten Forschern offen, die sich mit häufigen oder lebensbedrohlichen Krankheiten beschäftigen. Unter anderem kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass das Tragen von Prothesen mit einem erhöhten Demenz-Risiko assoziiert ist. Sie stellten zudem eine Verbindung zwischen Prothesen und einem schnelleren kognitiven Verfall fest – einschließlich längerer Reaktionszeiten und eines schlechteren Zahlengedächtnisses. Bei Probanden mit Prothesen zeigten sich den Forschern zufolge außerdem kleinere Oberflächenareale in bestimmten Bereichen des Scheitel- und des Schläfenlappens.
Gemäß einer Studie aus Japan mit 1566 Teilnehmern wird es ab weniger als 20 Zähnen gefährlich. Dann steigt das Demenz-Risiko für über 60-Jährige um 60 bis 80 Prozent an. Diese „magische Zahl“ deckt sich interessanterweise mit klassischen Vorgaben für die Wiederherstellung der Kaufunktion. Auch dafür werden mindestens 20 Zähne (möglicherweise mit Kronen/Brücken restaurierte) vorgeschlagen, jeweils fünf in jedem der vier Quadranten (oben rechts, oben links, unten links, unten rechts).
Spezielle Mundhygiene bei drohendem Zahnverlust
Sowohl zur Erhaltung der Kaufähigkeit als auch aus demenzprophylaktischer Sicht empfiehlt sich die Erhaltung von mindestens 20 funktionstüchtigen Zähnen bzw. Zahneinheiten (z. B. unter Hinzuzählen von Brückengliedern). Ist bereits Zahnverlust eingetreten, sollten die entstandenen Lücken geschlossen werden.
Da ab einem Alter von etwa 40 Jahren in erster Linie Parodontitis, d. h. schwere Zahnfleischentzündung mit gleichzeitiger Zerstörung des Zahnhalteapparats, für Zahnverluste verantwortlich zeichnet, ist hauptsächlich dieser Erkrankung vorzubeugen bzw. sie zu bekämpfen. Das bedeutet auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft: Entfernung von Zahnbelägen (Biofilm) sowohl durch häusliche als auch durch professionelle Mundhygiene in der Zahnarztpraxis.
Dazu gehören das regelmäßige Zähneputzen, die Verwendung von Mundwasser, die gezielte Reinigung der Zahnzwischenräume mit Interdentalbürsten, sogenannten Dental Picks, und anderen Hilfsmitteln, wie etwa Zungenreinigern. Regelmäßige Besuche in der Zahnarztpraxis, gegebenenfalls mit professioneller Entfernung von Zahnbelägen, stellen eine unabdingbare Ergänzung dar.
Inwiefern überrascht der Zusammenhang zwischen Zahnverlust und Demenz?
Auf diese Frage gibt es zwei Antworten. Beide haben ihre Berechtigung.
Die eine lautet so: Dieser Zusammenhang überrascht keinesfalls. Beispielsweise wird schon in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) auf direkte energetische Verbindungen zwischen einzelnen Zähnen und Organen bzw. Organsystemen hingewiesen: Schneidezähne mit Niere, Schilddrüse und Blase, Eckzähne mit Leber, Galle und Augen, Backenzähne mit Magen und Darm. Vor diesem Hintergrund würde es eher überraschen, wenn ausgerechnet vom Mund zum Gehirn kein „heißer Draht“ bestünde oder ein insgesamt gesunder Körper nicht auch eine gute Mundgesundheit voraussetzte.
Die andere Antwort: Bei bekannten Demenz-Risikofaktoren wie Rauchen, übermäßigem Alkoholkonsum oder Schädelhirnverletzungen, hat jeder unmittelbar das Gefühl, dass dies sich direkt auf das Gehirn und die kognitiven Fähigkeiten auswirken könnte. Demgegenüber erscheinen ein Zahnverlust oder eine Entzündung rund um einen oder mehrere Zähne eher weit weg. Statistische Zusammenhänge lassen sich sicherlich finden, aber solange sich daraus keine ursächlichen Beziehungen ableiten lassen, bleiben sie für Therapie und Prophylaxe einer Demenz irrelevant – selbst wenn gewisse Auswirkungen der Mundgesundheit auf das allgemeine Wohlbefinden, eine ordentliche Ernährung, Gesundheit und Fitness plausibel sind.
Ursache und Wirkung bei Zahnverlust und Demenz
Die vorliegenden wissenschaftliche Studien haben zahlreiche statistische Aussagen hervorgebracht. Ein Beispiel (Tab. 1): Weniger als 20 Zähne erhöhen das Risiko für eine Demenz-Erkrankung um 60 bis 80 Prozent bei über 60-Jährigen im Vergleich zu Gleichaltrigen, die noch mehr Zähne besitzen. Dies ist aber keine Aussage über Ursache und Wirkung. Die beiden Teilaussagen
(1) Der Patient hat weniger als 20 Zähne.
(2) Der Patient hat gegenüber Gleichaltrigen ein erhöhtes Risiko für Demenz.
könnten beispielsweise eine gemeinsame Ursache (3) haben; diese könnte in einer anderen Körperregion lokalisiert sein oder sogar außerhalb des Körpers liegen (z. B. Umwelteinflüsse). Das würde für Therapie und Prophylaxe bedeuten: Die entscheidende Stellschraube ist (3); aber es ließe sich nicht oder jedenfalls kaum durch Zahnerhalt das Demenz-Risiko oder umgekehrt durch Demenz-Prophylaxe das Zahnverlustrisiko senken.
Allerdings spricht doch einiges für eine direkte Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen Mund und Gehirn: Zähne, Zahnfleisch und Mundschleimhaut sind über Nerven und Blutgefäße mit dem gesamten Körper verbunden. Damit erscheint es plausibel, dass Bakterien und ihre potenziell giftigen Stoffwechselprodukte den Menschen als ganzen schwächen und auch speziell im Gehirn Schädigungen verursachen können. Studien haben bereits belegt, dass erkrankte Zähne das Immunsystem beeinträchtigen können.
Während solche Überlegungen auf die mikrobiologische Ebene abzielen, gibt es auch makrophysiologische Ansatzpunkte für Ursache-Wirkungs-Beziehungen. Sie erscheinen sogar besonders naheliegend – zum Beispiel diese: Ausreichend viele Zähne sorgen für eine gute Kaufunktion. Das Kauen regt seinerseits die Zirkulation von Blut und Sauerstoff im gesamten Kopf an, insbesondere im Gehirn. So bleiben seine Gesundheit und Fitness erhalten.
Eine gute Kaufunktion macht darüber hinaus eine ausreichende und ausgewogene Ernährung erst möglich. Diese wiederum stellt eine Grundvoraussetzung für Gesundheit und Fitness dar – für einen gesunden Körper und einen gesunden Geist.
Sowohl die mikrobiologischen als auch die makrophysiologischen Ansätze für direkte Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen Mundgesundheit und Gehirn-Gesundheit sprechen für dieses Fazit: Die tägliche Zahnputzroutine und weitere Maßnahmen der häuslichen Prophylaxe sowie regelmäßige Zahnarztbesuche, bei Bedarf (z. B. „Diagnose Parodontitis“) in kleineren Abständen, tragen zur Aufrechterhaltung der Mundgesundheit und darüber hinaus der kognitiven Fähigkeiten bei. Insofern lässt sich Mundhygiene stets auch als Demenz-Prophylaxe auffassen.
Literatur
- Martina Feichter: Demenz. https://www.netdoktor.de/krankheiten/demenz, 17. Juni 2021.
- Laura Stunz: Meta-Studie bestätigt: Es gibt einen überraschenden Risikofaktor für Demenz. https://www.focus.de/gesundheit/news/zahn-um-zahn-meta-studie-bestaetigt-es-gibt-einen-ueberraschenden-risikofaktor-fuer-demenz_id_147210791.htm
- https://www.rtl.de/cms/finnische-studie-zeigt-schlechte-zaehne-erhoehen-das-demenz-risiko-5006263.html
- Sam Asher, Ruth Stephen, Päivi Mäntylä, Anna Liisa Suominen, Alina Solomon: Periodontal health, cognitive decline, and dementia: Asystematic review and meta-analysis of longitudinal studies. Journal of the American Geriatrics Society. 2022; 70(9. Sept.): 2463-2742
- https://www.dna.dental/mundgesundheit-demenz-neue-erkenntnisse-aus-riesenstudie
- Zhang RQ, Ou YN, Huang SY, Li YZ, Huang YY, Zhang YR, Chen SD, Dong Q, Feng JF, Cheng W, Yu JT. Poor Oral Health and Risk of Incident Dementia: A Prospective Cohort Study of 425,183 Participants. J Alzheimers Dis. 2023 May 12. doi: 10.3233/JAD-221176. Epub ahead of print. PMID: 37212101
- vgl. Iuvenalis: Satura X in Liber IV der Saturae. Vers 356. https://la.wikisource.org/wiki/Saturae_(Iuvenalis,_Bucheler)/Liber_IV/Satura_X,
- Kenji Takeuchi, Tomoyuki Ohara, Michiko Furuta, Toru Takeshita, Yukie Shibata, Jun Hata, Daigo Yoshida, Yoshihisa Yamashita, Toshiharu Ninomiya: Tooth loss is associated with an increased risk of all-cause dementia and AD in the Japanese population. J Am Geriatr Soc. 2017: 65:e95–e100. Online: https://agsjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/jgs.14791
- Erdim Özdemir: Mundpflege und Zahnpflege bei Pflegebedürftigen. https://www.pflege.de/pflegende-angehoerige/pflegewissen/mundpflege-zahnpflege,