Fluorid in Kinderzahnpasta – Gefahr oder Grundvoraussetzung?

Kinderzahnpasta mit Fluorid ist ein heißes Eisen – oder zumindest erscheint es manchen Eltern so. Das ist auch nicht wirklich verwunderlich, denn im Internet und den sozialen Medien kursieren Mythen, Falschinformationen und Fehlinterpretationen zum Thema. Wir klären auf über einige der verbreitetsten Irrtümer.

Zähneputzen mit fluoridhaltiger Kinderzahnpasta ist ab dem ersten Zahn Bestandteil einer guten Mundpflege. Auf die Bedürfnisse der Kleinen zugeschnitten ist die von Stiftung Warentest mit „sehr gut“ (Note 1,2) (test, Ausgabe 12/2023) ausgezeichnete Kinderzahnpasta von One Drop Only.

Beim Thema „Fluorid in Kinderzahnpasta“ sind so manche Eltern verunsichert. Denn es kursieren dazu viele Irrtümer.

Beim Thema „Fluorid in Kinderzahnpasta“ sind so manche Eltern verunsichert. Denn es kursieren dazu viele Irrtümer.

Irrtum Nummer 1: Fluorid ist Fluor und daher giftig

Ein erster Irrtum lässt sich bereits an der Verwendung eines falschen Begriffs erkennen. So warnen unseriöse Quellen mitunter vor dem giftigen Inhaltsstoff Fluor. Diese Warnung ist allerdings mehr als irreführend. Denn in Kinderzahnpasta ist natürlich kein Fluor enthalten, sondern Fluorid. Die zwei letzten Buchstaben machen hier einen entscheidenden Unterschied. Denn Fluor ist ein giftiges Gas, während es sich bei Fluorid um die gebundene Form handelt, die meist in Form eines Salzes vorliegt (zum Beispiel Natriumfluorid oder Zinnfluorid).

Wie abwegig es ist, die beiden Spezies miteinander zu vergleichen, zeigt der Blick auf ein anderes Salz: Wohl niemand dürfte es als sinnvoll ansehen, Natriumchlorid mit Chlor gleichzusetzen. Denn hinter ersterer Bezeichnung verbirgt sich lediglich gewöhnliches Kochsalz, während es sich bei Chlor ebenfalls um ein giftiges Gas handelt.

Sowohl bei Fluorid als auch bei Chlorid gilt entsprechend: Die ionisierten Formen (Endung auf „id“) lassen sich keinesfalls mit den dazugehörigen Gasen Fluor oder Chlor gleichsetzen.

Irrtum Nummer 2: Fluorid macht dumm

Für Aufsehen bei verunsicherten Eltern sorgte auch eine Studie aus dem dänischen Odense, der zufolge Fluoridaufnahme in der Schwangerschaft die kognitiven Fähigkeiten der Kinder beeinträchtigen könnte. Dass diese Ängste unbegründet sind, konnte Prof. Dr. Ulrich Schiffner, Beirat der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnmedizin (DGKiZ), in einem Artikel zum Thema eindrucksvoll darlegen.

Dumm durch Fluorid während der Schwangerschaft? Experten geben Entwarnung.

Dumm durch Fluorid während der Schwangerschaft? Experten geben Entwarnung.

Nicht nur hätten sich in der Studie „die kognitiven Fähigkeiten der Kinder als vollkommen unabhängig vom Fluoridgehalt im Urin der werdenden Mutter erwiesen“, auch sei die Vorgehensweise der Autoren „wissenschaftlich scharf zu kritisieren“. Der Grund: Die Ergebnisse aus Dänemark seien mit anderen Daten aus Kanada und Mexiko zusammengeführt worden. Da im Gegensatz zu Dänemark in diesen beiden Ländern allerdings eine Fluoridierung des Trinkwassers stattfinde, komme es so zu einer Verzerrung. Tatsächlich belege die dänische Studie unter dem Strich „die Sicherheit der dort umgesetzten Fluoridierungsempfehlungen, die den aktuellen deutschen Empfehlungen entsprechen“.

Irrtum Nummer 3: Eltern sorgen für Überdosierung bei Kinderzahnpasta mit Fluorid

Ebenfalls für Verunsicherung sorgt die Frage nach der richtigen Dosierung von Kinderzahnpasta mit Fluorid. So nährte eine Publikation von Anfang 2024 die Angst, Eltern könnten eine viel zu große Menge von Kinderzahnpasta mit Fluorid auf die Zahnbürsten ihrer Kinder auftragen und damit eine Überdosierung verursachen. Auch mit Blick auf diese Studie gab Prof. Schiffner Entwarnung und äußerte sich kritisch zum Design der Untersuchung.

Kinderzahnpasta mit Fluorid wird von Fachgesellschaften empfohlen: Ab einem Alter von 24 Monaten kann eine erbsengroße Menge verwendet werden (1.000 ppm Fluorid), davor eine reiskorngroße Menge.

Kinderzahnpasta mit Fluorid wird von Fachgesellschaften empfohlen: Ab einem Alter von 24 Monaten kann eine erbsengroße Menge verwendet werden (1.000 ppm Fluorid), davor eine reiskorngroße Menge.

Aus nicht nachvollziehbaren Gründen habe man sehr geringe Zahnpastamengen als Beurteilungsmaßstab gewählt. Hiermit würden „die den nationalen und internationalen Empfehlungen zugrunde gelegten Zahnpastavolumina deutlich unterschritten“. Bei der Untersuchung hatten 61 Eltern bei je zwei Zahnpasten im Durchschnitt 0,263 mg bzw. 0,281 mg entnommen. Mit Blick auf die Fluoridaufnahme bewege sich das, so Schiffner, „unterhalb der in den gemeinsamen Empfehlungen berücksichtigten oberen tolerierbaren Fluorideinnahme“.

Kariesprävention mit Fluorid im Säuglings- und frühen Kindesalter: 2021 veröffentlichten Zahnärzte, Kinder- und Jugendärzte, Fachkräfte der Gruppenprophylaxe, Hebammen und weitere Berufsgruppen, die junge Familien beraten, hierzu erstmals eine gemeinsame Empfehlung.<br />Quelle: proDente e.V.

Kariesprävention mit Fluorid im Säuglings- und frühen Kindesalter: 2021 veröffentlichten Zahnärzte, Kinder- und Jugendärzte, Fachkräfte der Gruppenprophylaxe, Hebammen und weitere Berufsgruppen, die junge Familien beraten, hierzu erstmals eine gemeinsame Empfehlung.
Quelle: proDente e.V.

Entsprechend bleibt auch die Empfehlung zur Verwendung fluoridhaltiger Zahnpasta für Kinder bestehen: 1.000 ppm Fluorid in reiskorn- bzw. erbsengroßer Menge (erbsengroße Menge ab 24 Monaten) lautet die Empfehlung von Fachgesellschaften. Hilfreich bei der Dosierung ist eine kleine Tubenöffnung, wie sie bei der Kinderzahnpasta von One Drop Only zu finden ist.

Um zum akuten Problem zu werden, müsste ein Kind mit einem Körpergewicht von 15 Kilogramm rund 75 mg Fluorid aufnehmen. Und um diesen Wert zu erreichen, müssten rund anderthalb Tuben Kinderzahnpasta vollständig verspeist werden.

Irrtum Nummer 4: Kinderzahnpasta mit Fluorid nur für ältere Kinder

Wie sich der gemeinsamen Empfehlung zur Kariesprävention von Zahnärzten und Pädiatern entnehmen lässt, ist Kinderzahnpasta mit Fluorid keineswegs nur für ältere Kinder geeignet. Vielmehr wird dazu geraten, sie in altersgerechter Dosierung und Konzentration bereits ab dem ersten Milchzahn einzusetzen.

Konkret sieht die Empfehlung dabei eine Kinderzahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 1.000 ppm vor (siehe Infografik). Diese sollte im Alter von bis zu 24 Monaten zweimal pro Tag in reiskorngroßer Menge verwendet werden. Im Alter von 24 Monaten bis zu 6 Jahren kann die Dosierung dann auf eine erbsengroße Menge erhöht werden. Dabei ist bereits berücksichtigt, dass in dieser Lebensphase häufig dreimal täglich geputzt wird – zweimal zu Hause und einmal in der Kita.

Irrtum Nummer 5: Milchzähne brauchen kein Fluorid, sie fallen sowieso aus

Auch bei der Vorstellung, dass man Milchzähne nicht mit Fluorid schützen müsse, da sie ohnehin ausfallen, handelt es sich um einen Irrtum. Richtig ist zwar, dass ab dem sechsten Lebensjahr der Zahnwechsel bei Kindern beginnt und Milchzähne nach und nach durch bleibende Zähne ersetzt werden. Das bedeutet allerdings nicht, dass man die Kariesprophylaxe bei Milchzähnen vernachlässigen sollte.

„Milchzähne fallen doch sowieso aus!“ Trotzdem ist es wichtig, sie mit einer Kinderzahnpasta mit Fluorid zu schützen.

„Milchzähne fallen doch sowieso aus!“ Trotzdem ist es wichtig, sie mit einer Kinderzahnpasta mit Fluorid zu schützen.

Denn geschädigte oder verlorene Milchzähne können die Entwicklung eines Kindes beeinträchtigen. Sowohl beim Gesichtswachstum als auch bei der Sprachentwicklung kann es so zu Problemen kommen. Darüber hinaus fungieren Milchzähne sozusagen als Wegweiser für die bleibenden Zähne. Sind die Milchzähne aber bereits ausgefallen, können sie ihre Platzhalter-Funktion nicht erfüllen. In der Folge kann es zu Zahnfehlstellungen kommen. Entsprechend wichtig ist es, bereits die Milchzähne mit einer Kinderzahnpasta mit Fluorid zu pflegen.

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